VSWG lud zur Jahresauftakt-Pressekonferenz: Es ist höchste Zeit für Veränderungen – Sächsische Wohnungsgenossenschaften wollen ihren Optimismus zurück

„Optimismus? Fehlanzeige!“ So kurz bringt es Mirjam Philipp, Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. (VSWG) zur wohnungswirtschaftlichen Jahresauftakt-Pressekonferenz auf den Punkt. „Im Augenblick trotzen wir nur den wirtschaftlichen Widrigkeiten und versuchen, das zu schützen, für was wir stehen: Das sozial verantwortbare gute Wohnen“. Energiepreise, Baukosten, Inflation, Zinsentwicklung, Haushaltskrise, Förderchaos, GEG-Novelle, kommunale Wärmeplanung – das sind alles inzwischen hinlänglich bekannte Gründe, die auch 2024 nicht für eine optimistische Stimmung sorgen können.

Die Entwicklung der Energiepreise war im Jahr 2023 aufgrund der Deckelung und der Reduktion der Umsatzsteuer für die sächsischen Wohnungsgenossenschaften grundsätzlich beherrschbar. Doch für das Jahr 2024 kann dies nicht behauptet werden. „Die Auswirkungen für eine 60m2-Wohnung sind durch die Umsatzsteuererhöhung circa 120 Euro mehr im Jahr und durch den Wegfall der Energiepreisdeckel on top noch bis zu 250 Euro, je nach Entwicklung der Märkte durch globale Brennpunkte“, erläutert Mirjam Philipp.

Die rapide Baukostenentwicklung ist naheliegend beim Neubau spürbar. Im Geschäftsjahr 2023 wurden in zahlreichen Projekten noch etwa 230 neue Wohnungen zum Abschluss gebracht. Für 2024 sind noch circa 150 Wohnungen zur Fertigstellung im Bau. Derzeit werden kaum noch neue Projekte angeschoben. Dem gegenüber steht der Rückbau. Im Jahr 2023 wurden schätzungsweise 300 bis 400 Wohnungen vom Markt genommen. Mittelfristig wird ein Rückbau von 200 bis 300 Wohnungen pro Jahr erwartet, so dass die Zahlen des Rückbaus denen vom Neubau überwiegen. Der Leerstand in den sächsischen Wohnungsgenossenschaften stagniert bei 8,7 Prozent.

Viel dramatischer sind die Auswirkungen aber bei den Kosten für Modernisierungen. „Wir müssen vor allem hier in Sachsen auf den Bestand schauen. Unsere Genossenschaften halten nicht nur instand, sondern sie modernisieren die Bestände, um auf die Gegebenheiten eines Mietermarktes hier in Sachsen eingehen zu können. Und Bauhandwerk und Baumaterial braucht man bei Neubau genauso wie bei Instandhaltung und Modernisierung. Dem Zement ist es egal, wie er eingesetzt wird, den Kosten auch, denn die sind augenblicklich immer gleich dramatisch hoch“, so der VSWG-Vorstand.

Nach vorläufigen Schätzungen wird für 2023 eine moderate Steigerung der Wohnkosten insgesamt von durchschnittlich 8,10 Euro/m 2 in 2022 auf 8,20 bis 8,70 Euro/m 2 erwartet, was hauptsächlich mit dem Anstieg der Nebenkosten zusammenhängt.

Der Verband fordert mit Blick auf den Bund verlässliche Rahmenbedingungen. „Wie sollen wir optimistisch in das Jahr blicken, wenn ständig eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird und die Planungssicherheit verloren geht?“ Allein das Gebäudeenergiegesetz wird viele Genossenschaften vor große Umsetzungsprobleme stellen. „Es ist doch nicht damit getan, dass eine Wärmepumpe in den Keller gestellt wird. Wir reden hier bei uns über viele Wohnungen und nicht über Einfamilienhäuser, in die technisch eingegriffen werden muss. Und meist werden dann auch gleich weitere Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, um die Bewohner nur einmal mit den Maßnahmen zu belasten. Ein riesiger Aufwand und spürbar teuer. Aber solche Dinge werden im Elfenbeinturm nicht berücksichtigt“, stellt Mirjam Philipp konsterniert fest.

Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2024 formuliert der VSWG-Vorstand die Forderung: „Wir brauchen dringend Veränderungen, die dazu führen, dass wieder Ruhe einkehrt und damit die Verlässlichkeit in der wohnungswirtschaftlichen Planung, um das große Rad Transformation wirtschaftlich sinnvoll drehen zu können. Die Gesellschaft und Wirtschaft steht vor gewaltigen Herausforderungen und Aufgaben. Wohnen ist dabei ein existenzieller Ankerpunkt für alle. Jeder braucht ein Zuhause. Und wir setzen uns dafür ein, dass es für die Mieter und Mitglieder der sächsischen Wohnungsgenossenschaften weiterhin bezahlbar und sicher bleibt.“

Hier gelangen Sie zur Präsentation der Pressekonferenz zum Jahresauftakt 2024 sowie zur Pressemitteilung.